Wenn man sich entschieden hat, ein praktizierender Daoist zu werden, sollte man die daoistische Doktrin lernen und verinnerlichen. Ein wichtiger Aspekt ist es, sich vor Augen zu halten, was man für sich von der Lehre erwartet. Es gibt viele Arten der daoistischen Praxis. Ob man nun wie ein Mönch lebt, Familie und Arbeit hat oder andere Dinge im Leben Prioritäten einnehmen, man kann immer praktizieren.
Die daoistische Praxis fängt mit der Kultivierung im Herzen an. Wenn man seinen Charakter kultiviert, den Dingen gelassen gegenüber steht und seiner Umwelt Gutes tut, ist schon der Schritt in die richtige Richtung getan. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Wir sollten diese genau kennen und einen Weg finden, mit unseren Stärken anderen zu helfen und unsere Schwächen zu Stärken zu machen. Man sollte versuchen, das Anhaften an Begierden abzulegen und sich weniger in den Lauf der Dinge einmischen. Ganz nach dem Vorbild „Wu Wei“ 无为,welches Lao Zi in seinem Klassiker `Dao De Jing` vor über zweitausend Jahren erklärte. Die Bedeutung ist einfach: Handeln im Nicht-Handeln. Dies umzusetzen ist manchmal weniger einfach, aber wenn wir uns täglich achtsam darum bemühen, einen kleinen Schritt weiter zu gehen und mit Achtsamkeit durchs Leben gehen, kann diese Aufgabe erfüllt werden.
Es geht darum, dem natürlichen Lauf der Dinge nichts entgegenzustellen, sie geschehen lassen und im „Nicht-Handeln“ nichts ungetan lassen. Es ist wichtig, mit sich und anderen geduldig zu sein, aufrichtig und zuversichtlich. Urvertrauen zu entwickeln ist ein wichtiger Bestandteil der daoistischen Schulung. Die Akzeptanz von Fügungen und das Verstehen, dass wir unser Schicksal immer auch selbst in der Hand haben.
Daoismus in Deutschland ist in seinen Fascetten noch weitgehend unbekannt. Unsere Aufgabe ist es Aufklärungsarbeit zu leisten und mehr Menschen zugang zu der daoistischen Lehre zu bieten. Ein erster Schritt ist getan und nun wird sich alles entwickeln.
–Daoist Liu