Dao Jiao San Qing – Die drei Göttlichen Klarheiten: Dao De Tian Zun, Yuan Shi Tian Zun, Ling Bao Tian Zun (v.l.n.r.)
In einem klassischen Text heißt es: ein Daoist hat drei Schätze, die ihm heilig sind, die er respektiert und beschützt.
Daoistische Praxis beginnt damit, dass man die Prinzipien des Dao erkennt und erlernt. Wenn man die Prinzipien begriffen hat, kann man beginnen, das Dao zu kultivieren. Wenn man das Dao kultiviert hat, kann man beginnen, das Dao zu leben und das Dao durch sich leben zu lassen.
In der Praxis beginnen wir mit dem Studium der klassischen Schriften und Sutren. In diesen Schriften steckt viel Weisheit und je öfter wir sie lesen, desto mehr Verständnis bekommen wir darüber. Im besten Fall finden wir einen geeigneten Lehrer, der uns den Weg weist und uns bei Fragen zur Seite steht.
Die drei Schätze das Dao zu erlernen:
道Dao
经Jing
师Shi
Die Bedeutung der drei Zeichen:
Dao ist alles. Der Beginn von Himmel und Erde, Urgrund und Erscheinung der zehntausend Dinge. Dao steckt in jedem Wesen . Oftmals übersetzt mit Weg, ist es jedoch weit mehr als nur ein Weg, den man geht. Das Zeichen beinhaltet viele Geheimnisse und verweist auf die grundlegenden Prinzipien der daoistischen Praxis.
Jing ist die Lehre, die wir durch das Studium der klassischen Schriften lernen und erfahren. Diese Schriften sind oft schwer zu verstehen, zumal wir aus einem anderen Kulturkreis kommen. Da jedoch in der daoistischen Kultur schon seit jeher Texte in metaphorischer Weise geschrieben wurden, wächst das Verständnis für die Bedeutungen dieser Metaphern im Laufe der Zeit und/oder man wird von einem Lehrer darin unterwiesen.
Shi ist der Meister, der einem den Weg aufweist, der einem Führung gibt und die daoistische Praxis lehrt. Bei Schwierigkeiten eröffnet er Lösungen, bis man in der Lage ist, selbst den Weg zu gehen.
Die drei Schätze der Kultivierung des Dao:
精 Jing
气 Qi
神 Shen
Die Bedeutung der drei Zeichen:
Jing ist die Vitalität, die Lebenskraft die in uns steckt. Sie ist die Wurzel der Essenz und des Lebens. Der Körper aus Fleisch und Blut. Bei der Kultivierung sollte man stets darauf achten, dass die Vitalität nicht verloren geht.
Qi ist die Energie, die körperliche Bewegung, die Aktivität und die Wandlung. Rede und Wahrnehmung. Sie ist der Gebrauch des Körpers, das Tor zu Leben und Tod.
Shen ist der belebende Geist, er ist das Licht in den Augen, der Gedanke im Herzen. Er ist der stille Beweger, der Lenker von Vitalität und Energie, die spirituelle Kraft.
In einem Klassiker heißt es: Die Essenz transformiert sich zu Energie, die Energie transformiert sich zum belebenden Geist, der belebende Geist wandelt sich in Leere, die Leere wird eins mit dem Dao.
In der Praxis folgen wir diesem Prinzip und kultivieren Essenz, Qi und Geist. Wenn auch die Reihenfolge von der Kultivierung vom Groben zum Feinen besteht, so existieren die drei Schätze nie unabhängig voneinander.
Die drei Schätze das Dao zu leben:
慈 Ci
俭 Jian
让 Rang
Die Bedeutung der drei Zeichen:
Ci ist die Güte, die Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit. Das Mitleid anderen Menschen gegenüber. Demütig sein und anderen helfen, wenn wir können, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Jian ist die Genügsamkeit. Mit dem zufrieden sein, was man gerade hat und nicht neidisch auf andere sein, denn Gewinn oder Verlust trüben den Geist und sind nicht von Dauer. Es kann jederzeit sein, dass man alles, was man besitzt, plötzlich verliert und wenn man zu sehr an den Dingen haftet, beeinflusst es unsere Sinne.
Rang ist das Nachgeben, anderen den Vortritt lassen, gelassen den Dingen gegenüber stehen und sich selbst nicht über andere zu stellen.
In einem daoistischen Klassiker heißt es: Will man den Weg der Unsterblichen gehen, sollte man zuerst den Weg der Menschen gehen. Wenn man den Weg der Menschen nicht gehen kann, wie will man dann den Weg der Unsterblichen beschreiten?
Deshalb sollten wir uns immer Gedanken machen, wie unsere Handlungen andere beeinflussen oder im schlimmsten Fall schaden könnten. Wenn wir in einem Konflikt stecken oder mit jemandem Streit haben, sehen wir die Dinge oft nur aus unserer Sicht. Wir sollten aber optimistisch bleiben und auch die anderen und ihre Ansicht verstehen. Der Weisere gibt nach.
–Daoist Liu